Hirnholz, das Holz mit KöpfchenPatrick Hinzmann

Hirnholz, das Holz mit Köpfchen

Hirnholz wird auch als Stirnholz bezeichnet. Gemeint ist die Fläche, die entsteht, wenn Sie Holz quer zur Wuchsrichtung aufschneiden. Es entsteht dabei ein ganz besonderer optischer Eindruck. Denn abhängig von der Größe des Ausschnitts, sind die vollständigen Jahresringe des Baumes zu sehen. Und je nach Holzart ist dieses Hirnholz oder Stirnholz bestens als Fußbodenbelag geeignet. Das trifft besonders dann zu, wenn ein tragender Untergrund vorhanden ist, also keine Bodendielen erforderlich sind.
Gleichzeitig bedarf Hirnholz einer besonders dichten Versiegelung, da die Kapillaren, also die Nährstoff führenden Stränge der Holzfasern, offen liegen und direkt ins Holz führen. So kann Feuchtigkeit auch leichter eindringen.

Hirnholz bietet die höhere Drucktolleranz

Oder anders ausgedrückt: Wird das Holz quer zur Wuchsrichtung geschnitten und entsprechend verlegt, ist dieser Fußboden deutlich unempfindlicher gegen Druck, als wenn dieser quer zur Holzrichtung ausgeübt wird.
Das wusste man auch schon, als die Labore in ihren Testverfahren noch nicht soweit gediehen waren. Darum fanden Böden mit dieser senkrechten Verlegemethode der Holzblöcke, die dann analog zum Stein auch Holzplastersteine genannte wurden, an besonders belasteten Stellen Verwendung. Beispiele sind alte Schmieden, Ställe oder als Kuriosum: Durchfahrten alter Stadttore. Dort sollte das hoch belastbare Holzpflaster das laute Hallen der Pferdefuhrwerke unterbinden.
1875 erläuterte der Architekt Adolf Fuchs in der deutschen Bauzeitung weitere Methoden der Stirnholzverlegung. Wohl auch damals war diese Art der Holzpflasterung wenig bekannt, aber für viele Zwecke anwendbar. Zudem hatte sie sich nach seiner Erfahrung gut bewährt. Das Pflaster bestand aus 25 bis 30 cm langen stehenden Eichenholzklötzen. Diese wurden aber statt senkrecht, schräg verbaut, also in einem Winkel von 45° geneigt. Das sollte mögliche Absplitterungen vermeiden und die Pferdehufe schonen. Noch heute findet man Hirnholzböden zum Beispiel in Turnhallen.

Hirnholz im Arbeitsalltag

Hirnholz, das Holz mit Köpfchen

Hirnholz, das Holz mit Köpfchen und Herz 😉

Wenn wir nicht auf den Fußboden schauen, sondern in die Arbeitsumgebung, finden wir auch heute noch einige Arbeitsflächen, deren Oberfläche Hirnholz bildet.
Hackklötze für Holz sind klassischer weise so zugeschnitten, dass die belastete Arbeitsfläche aus Hirnholz gebildet ist. Scharfe Klingen dringen zwischen den Fasern in die Oberfläche ein, verletzen diese aber wesentlich geringer als eine parallel zur Faser liegende Oberfläche. Insbesondere wird so der Abtrag von Holzfasern minimiert. Heute sind sie in der Küche weniger verbreitet, aber früher waren sie auch dort üblich. Durch den geringeren Holzabtrag blieben auch die Lebensmittel sauberer. Außerdem hielt das Material einer solchen Küchenarbeitsplatte deutlich länger.

Vorteile von Hirnholz zum Längsholz

Jede der beiden Holzrichtungen hat ihre speziellen Eigenschaften. Nicht ohne Grund werden Holzbalken als Längsholz zugeschnitten. Zu allererst wachsen Bäume in Längsrichtung. Es sind also nur in dieser Richtung des Holzes lange Bretter, Leisten und Dielen zu sägen, ohne dass die einzelnen Hölzer geleimt oder anders verbunden werden müssten. Deshalb ist jeder Holzbalken erst einmal ein Längsholz-Produkt. Er wird längs zur Faser aus dem Stamm heraus gearbeitet. Längsholz hat deshalb noch einen weiteren Vorteil: Es ist sehr biegefest und gut belastbar.
Zu den Vorteilen von Hirnholz zählt die deutlich höhere Druckfestigkeit und die Tatsache, dass es wesentlich weniger zum Splittern neigt und darüber hinaus nicht ausfasert. Wie beim Fußboden bereits erläutert, haben dünne Hirnholzscheiben eine deutlich geringere Eigenstabilität. Da die Fasern nebeneinander liegen brauchen sie Unterstützung von unten. Können wir Ihnen helfen? Sprechen Sie uns an.