Holzsortierklassen: von der Norm und der Natur

Holzsortierklassen klingen nicht nur nach Normierung und Gleichmacherei, sie sind es. Und das ganz bewusst. Denn Holz ist ein natürlicher Rohstoff, bei dem nicht nur die Holzart, sondern auch der Standort, die Wasser- und die Nährstoffversorgung des Baumes zum Erscheinungsbild des Holzes beitragen. Dabei handelt es sich bei den Holz-Sortierklassen oder den Holzsortierklassen einerseits um die optische Qualität des Holzes. Andererseits geht es um die Klassifizierung von technischen Eigenschaften. Dabei vor allem um die Sortierung als Bauschnittholz und um die Tragfähigkeit. Neben der visuellen Sortierung liegt die Zukunft wohl in der maschinellen Sortierung. Diese maschinelle Sortierung wird zukünftig vollständig durch die EN 14081 geregelt.

Früher war es die Güteklasse

Heute sprechen wir von Holzsortierklassen, früher waren das auch die Güteklassen. Beide Sortierklassen beschreiben die Tragfähigkeit des Holzes. Dabei unterscheidet man weiterhin die maschinelle und visuelle Sortierung. Bei der visuellen Sortierung wird das Holz nach Augenschein sortiert und nach folgenden Kriterien klassifiziert: Äste, Schädlingsbefall, Jahresringbreite, Baumkantenanteil, Faserneigung, Risse, Wuchsfehler.

Objektive Maßstäben bei der Holzbewertung

Dient das Holz als Baumaterial und wird es für die Konstruktion genutzt, ist es wichtig, die Belastbarkeit und Tragfähigkeit des Materials zu kennen. Über Jahrhunderte funktionierte diese Einschätzung aufgrund der Erfahrung von Handwerkern vor Ort. Das funktioniert, solange das gleiche Holz unter vergleichbaren Bedingungen genutzt wird. Heute ist auch der Holzhandel globalisiert. Und selbst da, wo das Holz noch aus dem Nachbarwald strammt, verändern sich die Bedingungen durch den Klimawandel und stark schwankende Wachstumsbedingungen. Es ist also sinnvoll, nach objektiven Maßstäben bei der Holzbewertung zu suchen und diese auch nachprüfbar zu halten.

Regeln für das Bauholz und seine Festigkeit

Es gibt die Sortierregeln der Tegernseer Gebräuche und die DIN 68365, sie betreffen Schnittholz für Zimmererarbeiten und die Sortierung nach dem Aussehen. Auf dem Bau interessiert aber weniger das Aussehen, als vielmehr die Festigkeit und die mechanische Belastbarkeit von Holz. Deshalb finden sie in den Baubestimmungen keine Anwendung.
Das deutsche Institut für Bautechnik DIBt kümmert sich um die Bauregelliste. Danach müssen tragende Holzbauteile zwingend nach DIN 4074 sortiert sein, Nadelholz im Teil 1 und Laubholz im Teil 5. Die Übereinstimmung mit den Bestimmungen der DIN 4074 ist vom Hersteller zu kennzeichnen und bei der Lieferung am Ü-Zeichen augenscheinlich erkennbar.
Festigkeitssortiertes Bauholz erfüllt die Anforderungen der EN 14081-1 (2005) »Holzbauwerke – Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit rechteckigem Querschnitt« und darf mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet werden. Sie müssen von außen überwacht werden.

Holzsortierklassen nach der maschinellen Sortierung
Ziel der maschinellen Sortierung ist die Einordnung, im Gegensatz zur visuellen Sortierung, in die Festigkeitsklassen. Die maschinelle Sortierung wird durch die EN 14081 geregelt.

Europaweite Festigkeitsklassen für Nadelholz: C14, C16, C18, C22, C24, C27, C30, C35, C40
Europaweite Festigkeitsklassen für Laubholz: D30, D35, D40, D60, D70
Jede Festigkeitsklasse hat Materialkennwerte für die Sortierparameter vorgegeben. Bei der visuellen Sortierung entspricht die Sortierklasse S13 der Festigkeitsklasse C30, S10 entspricht C24 und S7 entspricht C18.